Auf gehts nach Malta
Bei Malta denken viele an gröhlende Briten und billige Englischkurse. Doch das Eiland hat mehr zu bieten!
Die kleine Insel im Mittelmeer liegt strategisch so bedeutsam, dass fast alle europäischen Kulturen im Lauf der Geschichte einmal hier Halt gemacht haben. Auch heute lohnt sich der Zwergenstaat für eine Reise – mit sonnigen Stränden und unverhofft viel kulturellem Angebot. Kulinarische Einflüsse gibt es aus Italien. Einer Schlemmerreise gepaart mit einem Sprachurlaub steht also nichts im Weg.
Mein Besuch bestand aus neun Tagen mit Sprachschule und Ausflügen ab Sliema. Direktflüge gibt es vor allem ab Frankfurt mit der Lufthansa. Vor Ort ist man am besten mit den Taxen von Bolt unterwegs, also lade Dir vorher die App. Für die Fähren gibt es Wochenkarten für 10 Euro, das lohnt sich schnell! Strände habe ich bei diesem Trip ausgelassen, dafür eignen sich die Nachbarinseln Comino und Gozo aber bestens!
Reisedauer: 9 Tage
Reiseart: Bildungsreise Flug
Reisezeit: Oktober
- Tag 1 Hop-On-Bus
- Tag 2 Schlendern in Valletta
- Tag 3 – 7 Englischkurs, ab nachmittags Ausflüge nach Mdina und Birgu, abends Valletta
- Tag 8 Museum & Shopping in Valletta
- Tag 9 Inselrundfahrt zu antiken Tempeln
Schlafen auf Malta
Wer Sprachurlaub auf Malta macht, landet schnell im quirligen St.Julians, wo die meisten Schulen ansässig sind. Für junge Studenten mag diese Partyecke nett sein, aber für alle anderen empfehle ich das benachbarte und ruhigere Sliema. Von dort kommt man mit der günstigen Fähre von früh bis spät direkt nach Valletta und zu Fuß auch nach St.Julians.
Wer keinen Sprachurlaub macht, kann auch direkt in Vallettas Altstadt schlafen, dort ist es aber ein wenig teurer. Dafür fahren die Busse von der Hauptstadt in alle Richtungen quer über die Insel.
Ich habe mich für das Hotel “Urban Rooms by Collective” entschieden und war sehr zufrieden. Riesige Zimmer, Frühstück mit Blick auf den Hafen und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben mich überzeugt. Wer dort schläft, kann außerdem den großzügigen Pool direkt vor der Tür benutzen, der wie ein Beach-Club aufgebaut ist. An vielen Abend gibt es Musik und Drinks.
Sightseeing auf Malta
Valletta
Die keine Hauptstadt der Insel Malta wurde im 16. Jahrhundert von dem römisch-katholischen Johanniterorden gegründet. Später hinterließen Italiener und Briten ihre Spuren. Neapel trifft auf London! Pubs mischen sich mit italienischen Fassaden, Kuppelbauten und Palästen.
Alles ist umgeben von riesigen Mauern mit Einschusslöchern, Geschichte lauert hinter jedem gelben Kalkstein oder buntem Balkon. Die Stadt ist lebendig, vor allem abends, wenn die Restaurants ihre Tische in den Gassen aufbauen. Hier und da finden sich moderne Akzente, wie zum Beispiel Renzo Pianos Parlamentsgebäude oder auch die gerade enthüllte Statue “The Palm Goddess” von Michele Oka Doner.
Ich empfehle eine geführte Stadttour von mindestens drei Stunden, um die Geschichte und Architektur gleich von Anfang an zu verstehen. Der maltesische Guide John Ebejer ist hierfür der Beste, denn er bringt all sein Fachwissen so spannend rüber wie in einem Hollywood-Film. Er führt durch die prachtvolle St. Johns Kathedrale als wäre er ein Kunsthistoriker – und das ist angesichts von Caravaggios riesigem Meisterwerk “Die Enthauptung Johannes des Täufers” auch wichtig.
Wer noch mehr über das historische Malta lernen möchte, sollte das mächtige Fort Elmo besichtigen, in dem das National War Museum untergebracht ist und eindrucksvoll zeigt, welchen Angriffen die Insel über Jahrhunderte Stand gehalten hat.
Mdina
In der ehemaligen Hauptstadt Maltas wurde nicht nur Game of Thrones gedreht, sondern die Barockstadt verzaubert mit dicken Festungsmauern und prunkvollen Palästen. Besonders “Palazzo Falsom”, gleicht einem venezianischen Palazzo und zeigt alte Globen, Silberarbeiten und Gemälde. Im Patio plätschert ein Brunnen und Vögelchen fliegen über die blühende Bougainville. Der Audioguide erklärt sympathisch aus der Perspektive des ehemaligen schwedischen Besitzers, der vor 200 Jahren das Party Animal der Insel gewesen sein muss.
Nach der Besichtigung und einem Stadtbummel lohnt sich ein Stück Kuchen in den Fontanella Tea Gardens.
Die Aussicht sorgt für starken Andrang, also etwas Zeit zum Warten einplanen und währenddessen das Kuchenbuffet anschmachten.
In Mdina gibt es außerdem mehrere Schmuckläden, die silberne Geschmeide aus einem Nachbarort verkaufen. Warum nicht ein Malteserkreuz als Ohrring tragen? P.S.: Auch das fußläufige Rabat ist einen Abstecher wert. Die Bar “L’Isle Adam Band Club Rabat” ist einer der ältesten Musikclubs der Insel.Abends spielen hier oft Bands und der Ort verströmt Tradition wie kaum ein anderer.
Mosta
Hier solltet ihr unbedingt anhalten – und sei es nur für eine Stunde. Das Örtchen wartet mit der viertgrößten Kuppel Europas auf! Die Kuppel der Kirche namens Mosta Rotunda blieb im Zweiten Weltkriegs trotz einer Bombe unbeschädigt, eine Art Wunder. Gleich darunter kann man Schächte aus dieser Zeit besichtigen. Hier versteckten sich die Dorfbewohner oft wochenlang vor den Bomben der Nazis.
Three cities
Von Valletta aus geht es von den Barraka Gardens über den Lift hinunter zur Marina, um mit einer Art Gondolieri hinüber nach Birgu zu rudern. Im prächtigen Hafen der “Three Cities” treffen Frachter aus China auf moderne Megayachten. Vom Yachthafen geht es hoch in schmale Gassen, was besonders im Abendlicht sehr romantisch ist. Leider konnte ich das in diesem Hafen gelegene “Maritime Museum” bisher nicht besichtigen, aber die Renovierung soll im Herbst 2023 abgeschlossen sein – vielversprechend!
Hagar Qim
Älter als die Pyramiden? Richtig, die Bauten von Hgar Qim gehören zu den ältesten Gebäuden der Welt. Die 6000 Jahre alten riesigen Steine wurden als eine Art Kathedrale aufgestellt und lassen einen Hauch von Ewigkeit spüren. Am Eingang des Geländes wird ein 3D-Film gezeigt, der die Zeitreise erläutert. Absolut sehenswert.
Schlemmen auf Malta
Snacks & Cafés:
Für einen Snack mitten in Valletta bietet die renovierte Alte Markthalle modernes Streetfood und einen kleinen Supermarkt im Keller.
Die leckersten Backwaren von Sliema gibt es bei “Busy Bee”, viele Naschereien sind auch zum Mitnehmen als Souvenir geeignet.
Der Klassiker im Herzen Vallettas: Das gediegene Kaffeehaus “Cordina” mit vielen Sitzplätzen auf einem sonnigen Platz vor der Bibliothek. Mein Favorit: Die Snickers-Torte.
Traditionell:
Wer einen traditionellen maltesischen Abend mit Gesang und Tanz erleben möchte, muss freitags zu “Ta Marija” in Mosta. Ja, es ist Folklore, aber das Essen schmeckt auch wirklich gut und authentisch. So zum Beispiel die Hasenleber mit Knoblauch und Rosmarin oder die Pasta mit Trüffel und Fleischbällchen. In diesem Klassiker haben schon viele Stars gefeiert. Schwarz-weiß-Bilder zeugen von der glorreichen Vergangenheit des Restaurants mit fairen Preisen.
Für Mutige und Glückliche, die überhaupt einen Tisch ergattern: Bei “da Pippo” gibt es Lunch wie in Italien. Die Antipasti auf den karierten Tischdecken schmeckten auch schon Brad Pitt. Die frische Pasta mit Ragout kommt als riesige Portion, die Atmosphäre ist familiär. Die Bestellung ohne Karte und ohne Preise erfordert etwas Mut. Der würzige Geschmack wie bei Mama rechtfertigt das etwas höhere Preisniveau.
Abends & edel:
Das feine, aber moderne Restaurant Harlequin versteckt sich in einem dunkel gehaltenen Gewölbe. Goldene Hängelampen erleuchten das göttliche Essen: Burratina, Kaninchenravioli und Rind mit Kaffeekruste auf Pak Choi. Danach ein Negroni und ein maltesischer Kaktusschnaps vom jungen, professionellen Personal. Jeden Cent wert.
Ebenso edel und nah am Wasser ist der Harbour Club mit Blick auf das illuminierte Birgu. Zu jedem Gang gibt es eine Postkarte, die einen bestimmten Ort in der Hauptstadt beschreibt. Zum Essen hatte ich Hasenpastete mit Feige und maltesisches Schwein. Lokale Produkte werden hier bevorzugt – Reservierungen auch!
Wenig maltesisch, aber umso japanischer: Im AKI gibt es gehobene Fusionküche in hipper Atmosphäre. Sushi vom Wagyu mit geflämmten Lachs oder Lobster verwöhnen den Gaumen. Zum Nachtisch empfehle ich Creme brulée mit Passionsfrucht und danach ein Cocktail in der Fat City Bar direkt um die Ecke. In amüsanter Atmosphäre gibt es innovative Drinks vom Feinsten.
Klassische Cocktails lassen sich hingegen im königlichen Grand Hotel “Le Phoenicia” trinken, wo bereits Queen Elisabeth residierte und liebend gern im Ballsaal tanzte, als Prince Philip hier bei der Royal Navy war.
Mein Fazit über Malta
Vor dieser Reise wusste ich fast gar nichts über Malta und war daher etwas skeptisch, ob sie mehr bietet, als Party und Englischkurse.
Nach neun intensiven Tagen auf der sonnigen Insel bin ich absolut begeistert. Kulturell und kulinarisch überzeugt Malta auf ganzer Linie.
Ganz nebenbei habe ich auch noch mein Englisch aufpoliert.