Delos
Außerhalb Griechenlands gilt das Parthenon in Athen als Inbegriff antiker Baukunst. Nur die wenigsten haben allerdings von der kleinen Insel Delos gehört, die die Akropolis in seinen Ausmaßen um ein Vielfaches überragt. Wir sind von Mykonos aus zu einer kleinen Zeitreise aufgebrochen und haben die UNESCO-Stätte Stein für Stein und Säule für Säule erwandert.
Und da wir genug Zeit und Ruhe zum Erkunden haben wollten, haben wir uns gegen eine Führung vor Ort entschieden. Stattdessen ging es auf eigene Faust mit einem Buch über Delos von Punkt zu Punkt. So konnten wir uns fernab der großen Touristengruppen ein eigenes Bild von 5000 Jahren Geschichte machen.
Delos wurde nämlich bereits 3000 v. Christus von den Karern besiedelt. Die absolute Blütezeit erreichte es als religiöses Zentrum jedoch rund 700 v. Christus, wie Homer schreibt. Dieser Ruf führte dazu, dass verschiedene Städte in der Ägäis um die Vormacht über die Insel kämpften, die aufgrund ihrer strategischen Lage auch bestens als Handelszentrum geeignet war. Dies lässt sich belegen, da die verschiedensten Münzen aus dem ganzen Mittelmeerraum hier gefunden wurden. Sogar so viele, dass von einer Art Bankenwesen auszugehen ist.
Entsprechend schmuckvoll waren die Paläste der wohlhabenden Delier gestaltet. Phantastische Mosaiken von Wildkatzen, Delphinen und Göttern zieren die Fußböden. Neben solcher Handwerkskunst wurde auf Delos auch die Theaterkunst zelebriert: Ein Amphitheater bot Platz für 6500 Zuschauer.
Je länger man durch das riesige Areal umherstreift und die Säulen und Statuen bewundert, desto faszinierter ist man vom Grad der Zivilisation, der hier vor Jahrtausenden erreicht war. Zisternen zeugen von einem ausgeklügelten System der Wasserversorgung, feinster Goldschmuck von der Kunstfertigkeit der Bewohner.
Besonders typisch für Delos sind die neun Löwenstatuen, die sogenannten naxischen Löwen. Wind und Wetter haben ihre ursprüngliche Gestalt stark angegriffen, sodass die echten Statuen mittlerweile durch Abgüsse ersetzt wurden. Die Originale stehen nunmehr geschützt im Museum und einen Löwen hat es sogar bis nach Venedig verschlagen. Er wurde einst verschleppt und samt neuem Kopf vorm Arsenale ausgestellt..
Die beeindruckenden Figuren sind heute samt unzähliger weiterer Funde im Museum der Insel zu bewundern. Doch Achtung: Es ist nur bis Ende September geöffnet. Wer also in der Nachsaison kommt, so wie wir, der wird hier vor verschlossenen Türen stehen. Doch auch ohne den Besuch dort ist der Ausflug nach Delos absolut empfehlenswert. Die Fähre kostet 22 Euro, der Eintritt auf die Insel nochmal 8 Euro. So kann man für 30 Euro eine halbtägige Zeitreise erleben. Vor allem im Abendlicht mit dem umliegenden Meer schimmert die Vergangenheit hier ganz besonders!