Zu Gast bei Deutschlands beliebtem TV-Koch
Wir geben es zu, wir haben uns vom Ruf des sympathischen Fernsehkochs Nelson Müller locken lassen und den Weg in sein Sterne-Restaurant in Essen angetreten. Hat es sich gelohnt? Wir verraten es euch.
War der Gourmettempel “Schote” früher noch ein separates Restaurant, ist er mittlerweile umgezogen und in die Räume des Bistros “Müllers auf der Rü” eingegliedert.
Das Bistro verwandelt sich am Abend in ein abgedunkeltes Fine-Dining-Lokal. Die Begrüßung beginnt direkt am Küchentresen, wo wir den Köchen in die Töpfe schauen dürfen und mit Quitten-Gewürztraminer-Glühwein empfangen werden. Sofort fühlen wir uns warm, weihnachtlich und willkommen.
Das Menu trägt den Titel “Heimat muss kein Ort sein” und wird seinem Namen auch gerecht. Heimelige Erinnerungen werden wach, an Omas Knödel oder winterliche Ente.
Das Menü:
Der Serviettenknödel mit Schwarzwurzelsalat und Kräutersaitlingen bildet einen leicht säuerlichen Auftakt, die Geschmacksknospen sind schlagartig wach. Weiter geht es mit einer Terrine von Gänseleber & Ruhrtaler Landferkel. Die Terrine ist schmelzig, aber nicht so würzig wie klassisches Foie Gras. Positiv fällt der knusprige Boden mit adventlichen Gewürzen wie Zimt und Nelken auf. Am meisten überrascht jedoch der Grünkohlsalat mit seiner knackigen Konsistenz, da er nicht gedünstet, sondern in Salz eingelegt wurde.
Den Übergang macht ein bretonischer Hummer, der am Tisch mit frisch geraspeltem Bottarga bestreut wird. Der anschließende Zander haut uns um – und zwar wegen des Rieslingschaums, des versteckten Spinats und der wunderschönen Präsentation in silbernen Cocktailschalen von Robbe & Berking. Es folgt ein kleiner Ochsenmaulsalat und setzt mit gepickelten Gurken einen runden Akzent, bevor es zum Höhepunkt des Menus geht. Auf den Punkt gegarte Entenbrust, Entenklein in intensivem Jus und ein Kügelchen Boskopragout bilden den Hauptgang.
Zum süßen Abschluss kredenzt man uns dunkles Schokoladenmousse mit Brombeerkern. Das Eis vom schwarzen Pfeffer erschmecken wir leider nicht, haben aber noch Platz für den Käse der renommierten Familie Antony, der als 8. Gang fungiert. Besonders der Mont d’Or sowie der Mimolette hat unseren Geschmack getroffen.
Hat es sich gelohnt?
Insgesamt empfanden wir das Essen zwar als stimmig und die hochwertigen Produkte wie Prunier-Caviar, Hummer und Trüffel rechtfertigen den Preis, jedoch es fehlte uns hier und da an Intensität. Der Wow-Effekt hat sich leider nicht durchgezogen. Das mag allerdings auch an der Weinbegleitung gelegen haben, die in unseren Augen eine recht wilde Mischung war. So gab es beispielsweise schon zum zweiten Gang eine Spätlese und am Schluss einen Sauerkirsch-Montepulciano sowie einen Moscato d’Asti. Während der Anfang unerwartet flach schmeckte, wurde es am Ende enorm süß.
Bei den Getränken wunderte uns vor allem die Intransparenz, da wir keine klassische Getränkekarte bekamen, sondern nur die für Flaschenweine. Glasweise gab es spontan zwar Weine aus dem Bistro, aber ohne Aussagen zu den Preisen. Insgesamt hätte für den Überblick auch ein ausgedrucktes Menu geholfen. Der Service hat zwar alles erklärt, jedoch waren Sommelier und Bedienung recht leise. So haben wir vieles nicht gut verstanden – und das, obwohl die Räumlichkeiten eigentlich angenehm ruhig sind.
Wir hätten uns etwas mehr Schwung und Klarheit gewünscht und würden die Weinbegleitung nicht noch einmal nehmen. Das Menu war allerdings eine runde Sache.
P.S.: Wer tagsüber deutlich günstiger bei Nelson Müller essen möchte, ist im Bistro bestens aufgehoben und kann dort nicht nur Currywurst genießen, sondern auch Delikatessen kaufen.