2 Sterne Dinner im niedersächsischen Landtag
Sterne fallen nicht vom Himmel – schon gar nicht kulinarisch! In Deutschland gibt es sehr wenige Restaurants, die 3 Sterne ihr Eigen nennen dürfen z.B. das Rutz in Berlin. Doch auch 2 der begehrten Michelin-Sterne sind hart umkämpft und so dürfen sich in der Bundesrepublik nur 47 Restaurants mit dieser Auszeichnung schmücken.
Da das “VOTUM” im niedersächsischen Landtag nur 5 Minuten von unserem Zuhause entfernt ist, wollten wir das Spitzenrestaurant in der Nachbarschaft nun endlich persönlich probieren. Außerdem konnten wir und das Jubiläums-Special nicht entgehen lassen. Dabei gibt es ein herausragendes Menu zu einem sehr fairen Preis – also reserviert euch schnell noch einen Tisch!
Minimalismus und riesige Dahlien
Mit einem knappen Dutzend Tischen bietet das Votum viel Privatsphäre und dezentes Licht. Wenn der Sommer es zulässt, kann man auch direkt am Leineufer mit Blick auf die Rathausspitze auf der großzügigen Terrasse dinieren – das Serviceniveau und die Stimmung sind dennoch sehr angenehm. Kleine Lämpchen lassen jeden Tisch in romantischem Schimmer erstrahlen und die geradlinigen Blumen sind in ihrer Größe und Farbigkeit hinreißend. An unserem Abend waren es blassrosa Riesen-Dahlien, einfach wunderschön!
Weinauswahl für Liebhaber und solche, die es werden wollen
Bevor es an das Menu ging, starteten wir selbstverständlich mit einem passenden Aperitif. Gleich zu Beginn lag der Sommelier richtig mit seiner Empfehlung: Ein Champagner aus 100% Meunier Basis von einer kleinen Winzerei traf ins Schwarze. Auch der Rest der Weinkarte überzeugt. Vom klassischen, ehrlichen Rheingauer Riesling zum fairen Preis bis hin zu portugiesischen autochthonen Rebsorten bietet die Auswahl des jungen Fachmanns Vielfalt und erlesene Tropfen.
Sommerliches Menu in handwerklicher Perfektion
Das Amuse-Gueule beeindruckte gleich zu Beginn mit einer frischen Note aus Kerbel und Fichte, die als Cremes von einem Teig aus Pilzen umgeben waren. Das gekonnte Arrangement bot auch fürs Auge einen schönen Einstieg in das saisonale und regionale Themenspektrum des Menus.
Kurz darauf folgte ein auf Miesmuscheln gebettetes Nori-Blatt aus Algen mit einem Gelee aus grüner Erdbeere. Ein kleines, aber äußerst feines Paket voller Intensität. Abgerundet wurde der Beginn der Speisefolgen von einem hausgemachten Brot, dessen Sauerteig bereits seit drei Jahren gehegt und gepflegt wird. Geduld und Hingabe, die sich auszahlen, denn geschmacklich war dies vermutlich das beste Brot unseres Lebens. Und auch die sogenannte New York Roll aus einem Millefeuille in Croissant-Marnier übertraf alles bisher Dagewesene: Knusprig, buttrig, dicht – ein göttliches Gebäck in perfekter Ausführung. Dank Miso-Butter und Curry-Feigen-Creme wurde dieser “Brotgang” zu einer echten Offenbarung.
Auch der bei 41 Grad sanf gegarte Saibling überzeugte uns vollkommen. Auch wenn die darauf drapierten Bittersalate wenig bitter schmecken, so fügte sich alles hervorragend mit dem Weißburgunder aus Baden. Das Beste jedoch war der Spiegel aus Ponzu Beurre Blanc – ein Zungenschmeichler!
Zum Hauptgang paarten sich US-Roastbeef und Bohnen mit einer Sauce Hollandaise für die Götter! Einzig das Fleisch hätte noch geschmacksintensiver sein können, aber angesichts der intensiven Aromatik der Hollandaise eine ausbalancierte Kombination. Der tief dunkelrote Baga mit leichten Tanninen harmonierte perfekt.
Die drei verschiedenen Desserts konnten sich auch sehen lassen. Als Pre-Dessert bildete das Paprikaeis einen erfrischenden Abschluss als Übergang zwischen herzhaft zu süß und kam einer gelato gewordenen Gazpacho gleich. Das folgende Ensemble aus Aprikose, Estragon, Joghurt und Ingwer überzeugte vollends, denn als fruchtig leichte Sünde glitt es geradezu den Gaumen hinunter und erzeugte Geschmacksexplosionen erster Güte. Die Suchtgefahr ist groß! Gut, dass der Himbeer Windbeutel einen recht profanen und dennoch klaren Abschluss setzte und uns nach 7 Gängen wieder zurück in die Gegenwart holte.
Fazit: Lohnt sich das Votum?
Der fröhliche und authentische Service und die moderne Atmosphäre bilden die Basis für Haut Cuisine erster Güte. Die zwei Sterne sind absolut verdient, denn das Menu war von einer handwerklichen Perfektion, die das maximale aus jedem Produkt heraus lockte. Sternerestaurants kommen andernorts oft leider deutlich spießiger daher und insofern war es eine wahre Freude, von jungen engagierten Fachkräften bedient zu werden, die den Abend mit ihrem Wissen und ihrer Leidenschaft zur Spitzenküche zu etwas besonderem machten.
Unser Votum: Das Votum ist die erste Wahl für Hannover 😉